Bernard San
Kantor, Architekt und Familienvater
​Die Würdigung einer aussergewöhnlichen Persönlichkeit

Filme und Videobeiträge
Mit Herz und Seele
Trailer zum Dokumentarfilm, der am 17. März 2025 zum ersten Mal gezeigt wird
Bernard San ist der spirituellste Architekt, den man sich vorstellen kann. Mit seiner kraftvollen, warmen Stimme sang er beim Skizzieren seiner Gebäude und verband Intuition mit Präzision. Als Architekt und Kantor in Schweizer Synagogen brachte er eine zeitlose Wärme in die moderne Welt. Dieser Film entführt in die faszinierende, klangvolle Welt eines Mannes, der alles mit Herz und Seele tat.
​​​​
In Memoriam Bernard San (1939 – 2024)
Videoaufzeichnung des Gedenkanlass in der ICZ vom 09. Juni 2024
Bernards Stimme ist für immer verklungen, aber sie klingt in unseren Herzen ewig weiter.
Mit seinem warmen und sonoren Bariton hat Bernard jeden Synagogen- und Konzertbesucher tief berührt.
Fast ein halbes Jahrhundert hat Bernard in unserer Gemeinde jeden Gottesdienst mit seinem Gesang bereichert.
Aber auch als Konzertsänger mit klassischer Ausbildung oder in Jiddisch, gepaart mit dem notwendigen Quetsch und Humor hat Bernard Unvergessliches geschaffen.
Bernard war einzigartig und genau so werden wir ihn in unserer Erinnerung behalten.
Die Biografie


Ein Leben zwischen Spiritualität, Musik und Architektur
Bernard San, geboren am 5. April 1939 in Basel, wuchs in Zürich in einem Umfeld auf, das von einer tief verwurzelten jüdischen Tradition geprägt war. Als ältester Sohn der Familie San, die aus einer ostjüdischen Linie stammte, lernte er schon früh die Bedeutung von Musik und Gemeinschaft kennen.
Die Wohnung in der Brauerstrasse im Zürcher Kreis 4, in der er mit seinen Schwestern Cecile und Susi lebte, war schlicht, doch die Wärme und Nähe der Familie sowie die lebendige Nachbarschaft gaben ihm ein starkes Fundament. Die musikalische Begabung war in der Familie ein Erbe: Der Großvater, die Onkel, sogar der Vater, der einst gerne Musiker geworden wäre, sangen und spielten – und so wuchs Bernard mit einer Leidenschaft für die Musik auf, die ihn ein Leben lang begleiten sollte.
Schon in jungen Jahren wurde er mit der jüdischen Musiktradition vertraut, seine Vaterlinie, insbesondere sein Großvater und Onkel, waren als Chasanim (jüdische Kantoren) bekannt. Musik war stets ein Teil seines Lebens, doch Bernard sollte nicht nur als Sänger und Kantor in Erscheinung treten, sondern auch als Architekt und Designer, was eine ungewöhnliche, aber faszinierende Kombination seiner kreativen Talente darstellt.
Die Kindheit in Zürich war von sozialer Nähe und religiösem Engagement geprägt. Bernard besuchte den Religionsunterricht der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich (ICZ) und engagierte sich im Jugendbund Bnei Akiva, was sein Interesse für Israel und jüdische Geschichte weckte. Gleichzeitig brachte er sich in die jüdische Gemeinde ein und sang schon früh im Synagogenchor der ICZ. Mit 15 Jahren wurde er ein fester Bestandteil des Chores, und mit 21 Jahren übernahm er nach dem Tod des damals erkrankten Chasan die Funktion des Kantors. Er sollte dieses Amt mehr als vier Jahrzehnten lang ausüben, die letzten Jahre sogar als Oberkantor. Danach verleiht die Israelitische Cultusgemeinde Zürich Bernard San den Titel "Chower", was soviel wie "Freund" bedeutet und sein Lebenswerk für die Gemeinde anerkennt. Dieser Titel ist ein sehr selten erteilter Ehrentitel für jemanden der sich ausserordentlich für die Gemeinde eingesetzt hat.
​
Die musikalische Ausbildung absolvierte Bernard San unter anderem bei dem Dirigenten Hns-Willi Häusslein. Sie beinhaltete auch das Studium des Operngesanges.
Parallel dazu strebte Bernard eine Karriere als Architekt an. Er absolvierte eine Lehre als Hochbauzeichner und studierte anschliessend Architektur am Technikum in Luzern. Bernard San arbeitete ein Leben lang als freier Architekt und Designer. Trotz des beruflichen Erfolges in der Architektur blieb die Musik stets eine zentrale Säule seines Lebens. Besonders die synagogale Musik, deren tiefgründige Traditionen er bewahrte und weitergab, war ihm ein großes Anliegen. In einem 2004 erschienenen Artikel der NZZ erklärte Bernard, wie die liturgischen Gesänge, die bis auf das Ende des ersten nachchristlichen Jahrhunderts zurückgehen, in ihrer mündlichen Überlieferung ein wertvolles kulturelles Erbe darstellen, das mehr und mehr in Gefahr gerate, in Vergessenheit zu geraten.
1989, kurz nach Oeffnung der Sowjetunion, reiste Bernard mit dem Synagogenchor der Isr. Cultusgemeinde nach Moskau und Minsk, einige Zeit spaeter in die Ukraine. Diese Konzerte waren für alle ein eindrueckliches, unvergessliches Erlebnis.
Bernard San verstand sich nicht nur als Bewahrer dieser Tradition, sondern als Vermittler und Lehrer. Besonders am Herzen lag ihm die Popularisierung des Jiddischen Liedes. Zusammen mit dem Dirigenten Noam Sharif nahm er alte jiddische Lieder und arrangierte sie für die moderne Zeit. Mit seiner sonoren Baritonstimme und seiner Fähigkeit, sowohl die klassische Synagogenmusik als auch die emotional tiefgründigen jiddischen Lieder zu interpretieren, trat Bernard San als Künstler in den Dienst einer breiten Öffentlichkeit. Seine Konzerte, die sowohl vor jüdischen als auch nicht-jüdischen Zuhörern stattfanden, machten ihn zu einem bedeutenden Vertreter der jiddischen Musik.
Trotz des stressigen Lebens als Kantor und Architekt fand Bernard immer wieder Zeit für seine Familie. Seine Frau, Jacqueline Guggenheim, lernte er während seiner Studienzeit kennen, und sie heirateten 1965. Gemeinsam haben sie zwei Töchter, die mit Kindern und Enkeln inzwischen in Israel leben und die Bernard regelmäßig besuchte. Sein Sohn wohnt in der Schweiz. Die familiäre Nähe, die Bernard auch in den schwierigen Momenten seines Lebens erfährt, wie dem frühen Tod seines Vaters, war ihm stets ein wichtiger Rückhalt.
Am Ende seiner Zeit als Kantor, im Alter von 65 Jahren, trat Bernard San im Jahr 2004 von seiner leitenden Position als Oberkantor zurück, doch ganz verabschiedete er sich nie von der Musik. Er führte seinen Nachfolger in das Amt ein und blieb der jüdischen Musik treu, sei es als Lehrer, als Sänger oder als ein lebendiges Beispiel für die Verbindung von Tradition und Innovation. Die Freude, die er in der Musik fand – auch in den wehmütigen Melodien des jüdischen Gesangs – war ein wesentlicher Bestandteil seines Lebens und seines künstlerischen Schaffens. Den letzten Lebensabschnitt verbrachte Bernard in Jerusalem, im Kreise seiner Kinder, Enkel und Urenkel. Er sang in zwei Chören und gab viele Konzerte.
Bernard San bleibt ein herausragendes Beispiel für die vielseitige Verbindung von Kunst, Glauben und Berufung. Als Kantor, Sänger, Architekt und Designer hat er ein einzigartiges Leben geführt, das sowohl in der jüdischen Gemeinde als auch in der breiten kulturellen Landschaft Zürichs und darüber hinaus einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
​
Joram Holtz
Galerie
Die Gallerie befindet sich in der Bearbeitung. Photographien führen durch die Stationen des Lebens von Bernard San. Durch Anklicken klappen die Bilder und deren Beschreibungen heraus.
Interviews
Dieses Kapitel befindet sich in der Bearbeitung. Hier erscheinen Interviews und Beiträge, welche als Basis für den Dokumentarfilm "Mit Herz und Seele" (CH, 2025) in den Informationspool aufgenommen wurden. Die meisten Interviews sind hier in voller Länge zu sehen.
Berufskollegen Baugewerbe
​
Die Hochbauzeichnerin Dalia Teplitz erzählt, wie sie von Bernard San gerettet wurde. In ihrem ersten Lehrbetrieb wurde sie ausgenutzt, doch bei Bernard San fand sie eine gute Ausbildung und konnte ihre Lehre abschließen. Dies führte zu einer dauerhaften Freundschaft, die die Familien San und Teplitz eng miteinander verband.
Berufskollegen Musik
​
Jacqueline Schlegel ist eine Berufsmusikerin und Liedermacherin, die seit jeher von der Kultur des jiddischen Liedes fasziniert ist. In Bernard San fand sie einen Lehrer, der ihr half, die Bedeutung der Wörter tiefer zu verstehen. Gemeinsam sangen sie Lieder und entwickelten daraus eine langjährige professionelle Partnerschaft.
Freundin der Familie San
​
Roselise Guggenheim ist seit...mit Bernard San und seiner Famlie befreunded.